Kantonspolizei St.Gallen: Vom Notruf bis zur Spurensicherung – Einsatz bei Einbruch

Mitten in der Nacht reisst ein lautes Klirren Herr und Frau Müller aus dem Schlaf. Einbrecher sind in ihr Haus eingedrungen. In Panik rufen sie die Polizei und lösen damit eine Kette von Ereignissen aus, die zahlreiche Spezialisten auf den Plan ruft.

Ein Einbruch ist nicht nur für die Opfer eine belastende Erfahrung, sondern bedeutet auch für die Polizei eine komplexe und koordinierte Ermittlungsarbeit.

Die Kantonale Notrufzentrale: Der erste Kontakt

Innerhalb von 24 Stunden gehen im Schnitt rund 400 Notrufe bei der Kantonalen Notrufzentrale St.Gallen ein. Nicht jeder davon ist gleich dringend und nicht immer besteht absolute Priorität für die Einsatzkräfte. Aber dieser hier hat es in sich: «Notrufzentrale, Aepli. Grüezi, wie kann ich Ihnen helfen?», meldet sich die Disponentin der Kantonspolizei St.Gallen auf den eingehenden Anruf. Am anderen Ende der Leitung ist Herr Müller, hörbar aufgeregt.

«Bei uns wird eingebrochen! Bitte kommen Sie schnell!» Die Disponentin bleibt ruhig und stellt gezielte Fragen: Wo sind Sie? Wo befindet sich der Täter jetzt? Können Sie ihn sehen oder hören? Gibt es Verletzte? Sind Waffen im Spiel? Während sie spricht, übermittelt der Disponent neben ihr bereits die ersten Informationen per Funk an die nächste verfügbare Patrouille. Wachtmeisterin Aepli ihrerseits beruhigt die Müllers: «Bleiben Sie im Zimmer, verriegeln Sie die Tür und vermeiden Sie jede Konfrontation. Hilfe ist bereits unterwegs.»



Mobile Polizei: Die ersten Mitarbeitenden am Tatort

Wenig später trifft die erste Patrouille ein. Der Einbrecher hat die Lunte aber innert kürzester Zeit gerochen und ist bereits geflohen. Die Polizisten sichern mit geübtem Vorgehen das Haus und kontrollieren die Umgebung. Fenster und Türen werden inspiziert und die Bewohner in aller Kürze befragt. In der Nachbarschaft ist soeben eine junge Frau vom Ausgang zurückgekehrt. Schnell erkundigen sich die Polizisten, ob sie allenfalls eine auffällige Person oder ein flüchtendes Fahrzeug gesehen hat. Leider erfolglos. Vom Täter fehlt bereits jede Spur. Doch halt: Jede Spur fehlt vielleicht für uns Menschen, aber nicht für die vierbeinigen Mitarbeiter. Jetzt zählt jede Sekunde.

Diensthundeführer: Die Spurensuche beginnt

Die nächste ankommende Patrouille hat die gewünschte Verstärkung dabei: einen Diensthund. Angeführt von seiner Hundeführerin nimmt der Vierbeiner sofort Witterung auf. Ein zurückgelassenes Brecheisen dient als Geruchsträger des Täters und schon zieht der Hund entschlossen in Richtung Wald. Plötzlich bleibt er stehen; hinter einem Gebüsch entdeckt er den Einbrecher. Der Mann bleibt reglos, doch gegen die feine Nase des Hundes hat er keine Chance. Kurz darauf klicken die Handschellen.



Kantonales Untersuchungsgefängnis: Hinter Schloss und Riegel

Nach seiner Festnahme wird der Verdächtige ins Kantonale Untersuchungsgefängnis gebracht. Hier wird er von Sicherheitsassistenten in Empfang genommen und den Fachpersonen Justizvollzug übergeben. Das Gefängnis dient als sogenannte Eintrittsabteilung, in der verschiedene Haftformen vollzogen werden. Für den mutmasslichen Einbrecher beginnt nun die unvermeidliche Aufarbeitung seiner Tat.

Kriminaltechnischer Dienst: Spuren lügen nicht

Bereits im Verlauf der Nacht betreten Spezialisten des Kriminaltechnischen Dienstes das Tatobjekt, sprich das Haus, in welches eingebrochen worden ist. Ihre Mission: Beweise sichern. Sie analysieren die Einbruchsspuren, nehmen Fingerabdrücke und sammeln DNA-Proben. Auch der Verdächtige wird erkennungsdienstlich behandelt. Er wird fotografiert, seine Fingerabdrücke akribisch erfasst und mit einem Wattestäbchen der Wangenschleimhautabrieb zwecks DNA-Probe entnommen. Jedes Detail könnte entscheidend sein.



Kommunikation: Die Öffentlichkeit will es wissen

Der piketthabende Polizeisprecher sichtet in den frühen Morgenstunden das Journal mit den polizeilichen Ereignissen der letzten Nacht. Er filtert daraus die für die Öffentlichkeit relevanten Fälle heraus und verfasst Medienmitteilungen. Diese verschickt er an die Medien, stellt sie online und auf die Social-Media-Kanäle der Kantonspolizei St.Gallen. Einer dieser Fälle ist der vorliegende Einbruch. Besonders der Einsatz des Diensthundes sorgt für Aufmerksamkeit. Eine Online-Newsplattform will den Fall sofort aufnehmen und darüber berichten. Schnell wird geprüft, ob noch zusätzliches Bildmaterial des erfolgreichen Polizeihundes zur Verfügung steht. Bei Bedarf steht der Polizeisprecher auch für Interviews zur Verfügung.



Kriminalpolizei: Einbruchserie im Fokus

Nicht nur die Medien werden aktiv, sondern auch die Experten der Kriminalanalyse beurteilen die Ereignisse der Nacht. Dabei fällt ihnen auf: In derselben Region gab es vier weitere Einbrüche. Ein Zufall? Wohl kaum. Die gesammelten Daten werden ausgewertet, mögliche Tatmuster und Zusammenhänge beurteilt und der zuständigen Ermittlerin zugänglich gemacht. Jeder Einbruch wird akribisch analysiert. Gibt es wiederkehrende Muster? Ähnliche Tatzeiten? Gemeinsame Fluchtwege? Die Ermittlerin vergleicht zusammen mit den Kollegen der Kriminalanalyse die neuen Fälle mit vergangenen Straftaten. Dank dieser Zusammenarbeit erhöht sich die Chance, dass Zusammenhänge erkennbar werden; unter anderem bei Delikten, die bislang noch gar nicht auf dem Radar waren.

Sicherheitsberatung: Prävention ist der beste Schutz

Nachdem die Geschädigten des Einbruchs durch die Polizei auf die Möglichkeit einer Sicherheitsberatung durch die Kantonspolizei St.Gallen hingewiesen wurden, melden sich Herr und Frau Müller bei der entsprechenden Stelle. Nach einer Terminabsprache erscheint der Sicherheitsberater vor Ort und erstellt ein Schwachstellenprotokoll des Objekts. Es werden Fenster, Türen oder Lichtschächte zusammen angeschaut und erklärt, wo Schwachstellen vorhanden sind. Um eine optimale Beratung der Kantonspolizei St.Gallen zu erhalten, bekommen die Geschädigten zusätzlich zu einem schriftlichen Protokoll Tipps und Hinweise, wie die Schwachstellen behoben werden können. Einbruchhemmende Massnahmen sind der beste Schutz, um sich gegen Einbrecher zu wappnen.



Innenfahndung: Die akribische und strukturierte Erfassung

Jeder einzelne Fall wird strukturiert und mit hoher Datenqualität im Polizeisystem erfasst. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung Innenfahndung nehmen eine Qualitätskontrolle vor. Die Qualitätssicherung, die Datenhaltung und die exakte Arbeit dieser Mitarbeitenden sind wiederum Grundlagen für Statistiken. Allfälliges Deliktsgut wird zudem im nationalen Fahndungssystem ausgeschrieben.

Ermittlung: Puzzleteile zusammensetzen

Für die Geschädigten ist ein Einbruch eine belastende Erfahrung, für die Polizei bedeutet er intensive Ermittlungsarbeit und kann tage- oder sogar wochenlange Erhebungen, Recherchen und eine regelrechte Sisyphusarbeit nach sich ziehen. Die Ermittlerinnen und Ermittler sowie die Staatsanwaltschaft vernehmen Beschuldigte mehrfach. Puzzleteil um Puzzleteil wird zusammengesetzt und dabei manchmal sprichwörtlich die Nadel im Heuhaufen gesucht, um so viele Delikte wie möglich klären zu können. Sicherstellungen werden ausgewertet und die dadurch erhaltenden Informationen mit den weiteren Ermittlungsergebnissen abgeglichen. Dies mit dem Ziel, belastende und entlastende Umstände für die Staatsanwaltschaft zu sammeln, damit eine Anklage vor Gericht oder ein Strafbefehl erfolgen kann.

Schnelle Tat mit grossen Auswirkungen

Die meisten Einbruchdiebstähle geschehen übrigens nicht wie in unserem eingangs geschilderten Beispiel in der Nacht, sondern viel häufiger tagsüber oder in den Abendstunden.

Nichtsdestotrotz: Der fiktive Fall, der sich in dieser oder ähnlicher Weise jährlich mehrmals ereignet, zeigt eindrücklich auf, was ein Einbruch ist: Nämlich weit mehr als ein Vergehen, das mit der Festnahme des Täters abgehandelt ist. Vielmehr lösen solche Fälle eine wahre Kettenreaktion aus. Vom Notruf über die Fahndung bis hin zur Spurensicherung, Analyse, Ermittlung und Prävention sind unzählige Spezialistinnen und Spezialisten im Einsatz, um nicht nur Täter zu überführen, sondern auch künftige Delikte zu verhindern. Jeder Schritt, jede Spur, jede Analyse trägt dazu bei, dass die Polizei nicht nur den aktuellen Fall löst, sondern möglicherweise eine ganze Serie aufdeckt oder bestenfalls eine weitere verhindert. Für die Geschädigten bleibt die Erfahrung ein Schock, doch sie sind nicht allein. Hinter ihnen steht ein Netzwerk, das mit den gegebenen Mitteln unermüdlich für ihre Sicherheit sorgt.



Was Sie gegen Einbrecher tun können:

  • Sichern Sie Ihr Zuhause: Verstärkte Türen, einbruchsichere Fenster und moderne Alarmsysteme schrecken Täter ab.
  • Seien Sie wachsam: Melden Sie verdächtige Personen oder Fahrzeuge sofort via Notrufnummer 117 der Polizei.
  • Nutzen Sie Zeitschaltuhren: Lassen Sie Licht und Radio zeitgesteuert laufen, um Ihr Zuhause bewohnt erscheinen zu lassen.
  • Achten Sie auf Ihre Privatsphäre: Teilen Sie Urlaubspläne nicht öffentlich in sozialen Medien.
  • Sprechen Sie sich mit Ihren Nachbarn ab und werfen Sie gegenseitig ein Auge aufeinander – besonders dann, wenn jemand nicht zuhause ist.

 

Quelle: Kantonspolizei St.Gallen
Bildquelle: Kantonspolizei St.Gallen

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